Dienstag, 19. Februar 2013

Denkanstoß

Nur mal so zum drüber Nachdenken:

32 Millionen für Werbeetat für den Freistaat Sachsen <-> für unsere Region mit über 100.000 Einwohnern in 21 Kommunen standen uns 26 Millionen EURO Fördermittel im Zeitraum von 6 Jahren zur Verfügung mit denen wir über 600 Projekte im ländlichen Raum realisiert haben...

Die Verhältnismäßigkeite will uns grade nicht in den Kopf.
Was meint ihr?

Hier der SZ-Artikel von heute:
Neustart für eine Lachnummer
Mit guten Ideen und Millionen-Etats sollen PR-Profis die missratene Imagekampagne der Staatsregierung aufpolieren.

Von Gunnar Saft

Geld war von Anfang an genug vorhanden. Doch den 32 Millionen Euro, welche Sachsens CDU-FDP-Regierung für die bislang teuerste Imagekampagne des Freistaates verplant hat, folgte seit Ende 2011 nur eine erschreckende Ideenlosigkeit samt einer scheinbar endlos währenden Kette von Peinlichkeiten.

Statt nämlich das Ansehen des Freistaates weltweit zu verbessern sowie Touristen und Investoren für Sachsen zu interessieren, blamiert man Land und Leute seitdem kräftig. So wurden zuletzt als „Höhepunkt“ der Werbekampagne aufwendig produzierte Videofilme im Internet veröffentlicht. Zu sehen waren Landespolitiker, die dröge vorgegebene Texte aufsagten. Oder stocksteif agierende Laiendarsteller, die entweder eine digitale Weltkugel in der Hand hielten, Dutzende Papierflieger durchs Bild schnipsten oder übers Elbwasser spazierten. Das Motto der banalen Filmchen war immer gleich: So ist Sachsen. Mittlerweile wurden die meisten der missratenen Werke auf Anweisung der sächsischen Staatskanzlei zumindest im Internet wieder gelöscht. Wie viel Geld aus dem 32-Millionen-Etat zu dem Zeitpunkt bereits vergeudet war, ist noch ein Staatsgeheimnis. Zumindest begab sich aber die Landesregierung nach ihrem Scheitern erstmals auf die Suche nach professionellen Helfern.

Rettungsversuch unter Zeitdruck

Seit gestern ist diese Suche nun offiziell beendet. Sachsens neuer Regierungssprecher Christian Hoose, der das Dilemma-Projekt im Sommer 2012 von seinem Vorgänger übernehmen musste, kann jetzt wieder etwas Hoffnung verbreiten. Nach einer europaweiten Ausschreibung, an der sich insgesamt 20 Unternehmen beteiligten, erteilte Sachsens schwarz-gelbes Ministerkabinett den Zuschlag für künftige Werbeaktionen nun an die renommierte Agentur Ketchum Pleon. Die erfolgreiche Branchengröße ist seit Jahren mit einem Büro in Dresden vertreten und dürfte wissen, worauf sie sich mit dem neuen Auftrag einlässt. „Wir hoffen auf ein modernes, professionelles und möglichst international wirkendes Konzept“, gibt Hoose die Richtung vor. Ob dabei auch ein neuer Werbeslogan für den Freistaat herausspringt – den Spruch „Wir können alles außer Hochdeutsch“ hatte Sachsen vor Jahren noch geringschätzig abgelehnt – ließ er offen. Kann sein, muss aber nicht, sagte Hoose. Zumindest macht er es der neue Agentur, die einen Zweijahresvertrag samt Option auf Verlängerung bekam, aber so leicht wie möglich. Denn sie muss ihre neuen Ideen nicht an das bisherige Konzept anknüpfen, im Gegenteil. „Wir wollen etwas völlig Neues.“

Ausgestattet mit zunächst 16 Millionen Euro für dieses und nächstes Jahr soll Ketchum Pleon nun in zwei bis drei Monaten Ergebnisse vorlegen. Diese sollen dann für einen Neustart der sächsischen Imagekampagne herhalten. Die Eile macht aus Sicht der Landesregierung Sinn. Auf die Weise lassen sich die Vorzüge Sachsens noch rechtzeitig vor der Bundestagswahl im Herbst sowie vor der Landtagswahl 2014 öffentlich verbreiten. Ein mit Steuergeld bezahlter Glanz, von dem die CDU-FDP-Regierung gezielt profitieren will, wie es ihr die Opposition im Landtag vorwirft. Tatsächlich sind staatlich finanzierte Werbekampagnen gerade in Wahljahren heikel. In Sachsen führte eine ähnliche Aktion einst zu einem Untersuchungsausschuss – für die damalige Landesregierung unter Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) blieb das aber folgenlos.

Im aktuellen Dresdner Kabinett ist das Projekt übrigens ebenfalls umstritten, wenn auch aus anderen Gründen. So soll FDP-Chef Holger Zastrow, selbst Inhaber einer Werbeagentur, sich noch während der gestrigen Kabinettssitzung abfällig dazu geäußert haben. Motto: Eine solche Imagekampagne habe man nicht nötig, das viele Geld könnte für andere Dinge ausgeben werden. Umso bemerkenswerter, was der Liberale Stunden später auf Presseanfrage offiziell mitteilen ließ. Da lobte er das Projekt als notwendig und sinnvoll. Das gilt auch für die anfallenden Kosten. Zastrow: „Wer aufhört zu werben, um Geld zu sparen, kann ebenso seine Uhr anhalten, um Zeit zu sparen, wusste bereits Henry Ford.“

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