Denkanstoß
Nur mal so zum drüber Nachdenken:
32 Millionen für Werbeetat für den Freistaat Sachsen <-> für
unsere Region mit über 100.000 Einwohnern in 21 Kommunen standen uns 26
Millionen EURO Fördermittel im Zeitraum von 6 Jahren zur Verfügung mit
denen wir über 600 Projekte im ländlichen Raum realisiert haben...
Die Verhältnismäßigkeite will uns grade nicht in den Kopf.
Was meint ihr?
Hier der SZ-Artikel von heute:
Neustart für eine Lachnummer
Mit guten Ideen und Millionen-Etats sollen PR-Profis die missratene Imagekampagne der Staatsregierung aufpolieren.
Von Gunnar Saft
Geld war von Anfang an genug vorhanden. Doch den 32 Millionen Euro,
welche Sachsens CDU-FDP-Regierung für die bislang teuerste Imagekampagne
des Freistaates verplant hat, folgte seit Ende 2011 nur eine
erschreckende Ideenlosigkeit samt einer scheinbar endlos währenden Kette
von Peinlichkeiten.
Statt nämlich das Ansehen des Freistaates
weltweit zu verbessern sowie Touristen und Investoren für Sachsen zu
interessieren, blamiert man Land und Leute seitdem kräftig. So wurden
zuletzt als „Höhepunkt“ der Werbekampagne aufwendig produzierte
Videofilme im Internet veröffentlicht. Zu sehen waren Landespolitiker,
die dröge vorgegebene Texte aufsagten. Oder stocksteif agierende
Laiendarsteller, die entweder eine digitale Weltkugel in der Hand
hielten, Dutzende Papierflieger durchs Bild schnipsten oder übers
Elbwasser spazierten. Das Motto der banalen Filmchen war immer gleich:
So ist Sachsen. Mittlerweile wurden die meisten der missratenen Werke
auf Anweisung der sächsischen Staatskanzlei zumindest im Internet wieder
gelöscht. Wie viel Geld aus dem 32-Millionen-Etat zu dem Zeitpunkt
bereits vergeudet war, ist noch ein Staatsgeheimnis. Zumindest begab
sich aber die Landesregierung nach ihrem Scheitern erstmals auf die
Suche nach professionellen Helfern.
Rettungsversuch unter Zeitdruck
Seit gestern ist diese Suche nun offiziell beendet. Sachsens neuer
Regierungssprecher Christian Hoose, der das Dilemma-Projekt im Sommer
2012 von seinem Vorgänger übernehmen musste, kann jetzt wieder etwas
Hoffnung verbreiten. Nach einer europaweiten Ausschreibung, an der sich
insgesamt 20 Unternehmen beteiligten, erteilte Sachsens schwarz-gelbes
Ministerkabinett den Zuschlag für künftige Werbeaktionen nun an die
renommierte Agentur Ketchum Pleon. Die erfolgreiche Branchengröße ist
seit Jahren mit einem Büro in Dresden vertreten und dürfte wissen,
worauf sie sich mit dem neuen Auftrag einlässt. „Wir hoffen auf ein
modernes, professionelles und möglichst international wirkendes
Konzept“, gibt Hoose die Richtung vor. Ob dabei auch ein neuer
Werbeslogan für den Freistaat herausspringt – den Spruch „Wir können
alles außer Hochdeutsch“ hatte Sachsen vor Jahren noch geringschätzig
abgelehnt – ließ er offen. Kann sein, muss aber nicht, sagte Hoose.
Zumindest macht er es der neue Agentur, die einen Zweijahresvertrag samt
Option auf Verlängerung bekam, aber so leicht wie möglich. Denn sie
muss ihre neuen Ideen nicht an das bisherige Konzept anknüpfen, im
Gegenteil. „Wir wollen etwas völlig Neues.“
Ausgestattet mit
zunächst 16 Millionen Euro für dieses und nächstes Jahr soll Ketchum
Pleon nun in zwei bis drei Monaten Ergebnisse vorlegen. Diese sollen
dann für einen Neustart der sächsischen Imagekampagne herhalten. Die
Eile macht aus Sicht der Landesregierung Sinn. Auf die Weise lassen sich
die Vorzüge Sachsens noch rechtzeitig vor der Bundestagswahl im Herbst
sowie vor der Landtagswahl 2014 öffentlich verbreiten. Ein mit
Steuergeld bezahlter Glanz, von dem die CDU-FDP-Regierung gezielt
profitieren will, wie es ihr die Opposition im Landtag vorwirft.
Tatsächlich sind staatlich finanzierte Werbekampagnen gerade in
Wahljahren heikel. In Sachsen führte eine ähnliche Aktion einst zu einem
Untersuchungsausschuss – für die damalige Landesregierung unter
Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) blieb das aber folgenlos.
Im aktuellen Dresdner Kabinett ist das Projekt übrigens ebenfalls
umstritten, wenn auch aus anderen Gründen. So soll FDP-Chef Holger
Zastrow, selbst Inhaber einer Werbeagentur, sich noch während der
gestrigen Kabinettssitzung abfällig dazu geäußert haben. Motto: Eine
solche Imagekampagne habe man nicht nötig, das viele Geld könnte für
andere Dinge ausgeben werden. Umso bemerkenswerter, was der Liberale
Stunden später auf Presseanfrage offiziell mitteilen ließ. Da lobte er
das Projekt als notwendig und sinnvoll. Das gilt auch für die
anfallenden Kosten. Zastrow: „Wer aufhört zu werben, um Geld zu sparen,
kann ebenso seine Uhr anhalten, um Zeit zu sparen, wusste bereits Henry
Ford.“
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